Die Arbeit mit Metaphern ist eine virtuose Intervention in der therapeutischen Arbeit. Und nicht so sehr „Werkzeug“, welches man einsetzt, als eine feine (sprachsensible) Eingabe, mit der man eine Wirkung zu erzielen hofft.
Ich versuche zum Beispiel mit sprachlichen Vergleichen, komplexere, konzeptuelle Ansätze oder Ideen für meine Klient:innen sofort greifbar zu machen. Oder eine Idee für das Empfinden zugänglich(er) werden zu lassen. Es ist ein toller Moment für Alle, wenn eine Metapher wirkt. Ich bezeichne jetzt mal den Vergleich, das Symbol oder die Allegorie vereinfachend und zusammengefasst als eine Arbeit mit Metaphern.
Eine Metapher erzeugt eine besondere Energie im Gespräch. Vielleicht so etwas wie die Möglichkeit einer (Los)Lösung, einer Durchblickung oder Akzeptanz – manchmal kann ich regelrecht spüren, wie in einem solch guten Moment beim Gegenüber Druck entweicht und Erleichterung einsetzt. Nun also.
Goethes „Wurzeln und Flügel“ – unsere Sprache kann uns auch tragen
Goethes Bonmot bezog sich ja auf seinen Anspruch, was Kinder von Eltern bekommen sollten. Unsere Sprache ist für uns auch Identität und Herkunft (Wurzel), und eine gute, sprachliche Metapher hat die Fähigkeit, Dich woanders hinzutragen (Flügel) – denn sie wirkt auf einer emotionalen und einer intuitiven Ebene. Sie kann dabei helfen, Vorbehalte oder (Veränderungs)Widerstände zu überwinden und neue Perspektiven zu eröffnen.
Sprachliche Metaphern können somit auch einen Raum bieten, neuen Ideen und Lösungen nachzuspüren. Und so vielleicht etwas (Neues) auszuprobieren, abseits bekannter Denkmuster. Es sind nur bildhafte Vergleiche, Beschreibungen oder Symbolismen, doch mit ihrem Einsatz möchte ich die emotionale Intelligenz und Kreativität anregen.
Angst als Tier
Stellen Sie sich vor, Sie haben Schwierigkeiten, Gefühle wie z.B. Ihre Angst vor Etwas in klaren Worten zu beschreiben (lesen Sie hierzu auch meinen Therapieansatz). Anstatt nun direkt über dieses Gefühl zu sprechen, könnte ich Ihnen die Metapher „Angst ist wie ein schwarzer Hund“ anbieten. Das kann helfen, die Angst von der eigenen Identität getrennt zu sehen und zu verstehen, wie diese Ihr (oder Dein) Leben beeinflusst. Wann sie erscheint. Wie sie sich dann verhält. Sie also besser und anders zu erkennen.
Der schwarze Hund als Metapher (eigentlich hier als Symbol, ruft der Sprachwissenschaftler in mir, jedoch vereinfachend, s.o.) für die Angst ermöglicht es uns eventuell nun, emotionale Aspekte dieser Erfahrung zu erforschen, ohne unmittelbar mit der „Angst“ konfrontiert zu sein. Eventuell auch, mit der Angst in eine Interaktion zu kommen und zu „verhandeln“ (Methode der „Externalisierung“).
Metaphern können also eine sanftere und weniger bedrohliche Art der Kommunikation ermöglichen. Direktes Sprechen über schmerzhafte oder traumatische Erlebnisse kann für Einige sehr schwierig sein. Eine gute Metapher kann eine indirekte und sicherere Möglichkeit sein, sich einem diffizilen Thema zusammen zu nähern.
„Die Phantasie ist das Auge der Seele“
(Joseph Joubert)
Wozu also eine Arbeit mit Metaphern in der Therapie?
Zusammengefasst gibt es also einige gute Gründe, warum Metaphern in der Systemischen Therapie bzw. Psychotherapie eingesetzt werden:
- Zur Veranschaulichung von abstrakten Konzepten: Metaphern können theoretische Konzepte veranschaulichen, die für Klient:innen ganz trocken formuliert einfach schwerer zu verstehen oder zu akzeptieren sind. Durch die Arbeit mit Metaphern kann der Therapeut dies auf praktische und greifbare Weise erklären.
- Zur Aktivierung der Vorstellungskraft: Metaphern können die Vorstellungskraft der Klient:innen anregen und helfen, sich eine (neue) Situation bildhaft vorzustellen. Dies kann dazu ermutigen, über (neue) Lösungen nachzudenken, die sonst eventuell nicht in Betracht gezogen würden.
- Zur Reduzierung von Widerstand: Wenn Klient:innen einen gewissen Widerstand in einer gemeinsamen Sitzung oder einer Idee gegenüber zeigt (um das eigene Glaubenssystem an einer gefährdet empfundenen Stelle „zu schützen“), dann kann die Arbeit mit Metaphern dazu beitragen, diesen Widerstand zu reduzieren. Wenn ich eine Metapher verwende, die für den Sie leicht zugänglich ist, kann ich Ihnen helfen, sich mit der Idee besser zu identifizieren und ein Gefühl von größerer Sicherheit und Vertrauen geben.
- Zur Erzeugung und Schaffung eines Raums für Veränderung: Metaphern können dabei helfen, neue Perspektiven und Denkweisen zu entwickeln. Ich möchte immer versuchen, Ihre Gedanken und Verhaltensweisen neu zu betrachten und zu überdenken.
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