Ich gehöre ja zu den Leuten, die gelegentlich sagen “eigentlich gibt es keine Probleme, es gibt nur ungeliebte Lösungen”… – solange ich nicht selbst eines habe.
Was sind Probleme eigentlich?
Probleme „entstehen“ aus etwas. Das, woraus sie entstehen, sind oft Denk- und Verhaltensmuster oder Taten (inkl. unserer Worte). Das, was wir hierzu dachten oder taten, folgt interessanterweise häufig einem uns „altbekannten Verhalten“ von uns, oder es entspringt unseren hierhin führenden, althergebrachten Glaubenssätzen – also vielen Dingen, die früher einmal für uns sehr wohl Sinn ergeben haben. Dingen, die als (Bewältigungs)Strategie in diesem Zusammenhang gut funktioniert haben. Und diese, unsere Verhaltensweisen oder Haltungen geraten uns jetzt plötzlich zum Problem – es entsteht daraus. Im Arbeitskontext oder privat unter Freunden, bzw natürlich auch in der Beziehung.
Nun ist die persönliche Situation ja oft so, dass wir ein erkanntes Problem nicht einfach auflösen können, wenn wir es wahrnehmen oder begonnen haben, „es zu empfinden“. Oft sogar im Gegenteil: Wenn wir ein Problem haben, [be]halten wir es nicht selten gern (manche sagen dann hämisch, „bis der Leidensdruck groß genug ist, um es abzulegen“). Warum ist das so?
Das Besondere ist hierbei: Wir brauchen unsere Probleme oft noch. Denn sie haben (ausgelöst durch unsere alten Verhaltensmuster und -strategien) nicht selten noch eine Restfunktion für uns. Sie legen als Verhaltensweise ihre „Funktionstüchtigkeit“ ja nicht im Ganzen oder mit einem Male ab.
Zudem ist es häufig auch so, dass wir gefühlt (in uns) noch nicht bereit sind, uns von all diesen (Rest)Funktionen der alten Handlungs- oder Glaubensweisen zu verabschieden.
Ein Systemiker fragt hier nun also vorsichtig nach den (noch nicht „verabschiedeten“ oder insgeheim sogar geliebten) Restfunktionen eines Problems. Und das kann im Gespräch – in der Therapie, der Beratung oder bei einer Supervision – manchmal richtig kompliziert (oder auch unterhaltsam) werden: Denn so manche Klient:innen schlagen hierbei kunstvolle Kapriolen in ihrer Argumentation – um sich selbst davor zu schützen, sich von den geliebten Anteilen ihres „Problems“ verabschieden zu müssen! Ich kann es nicht anders sagen: Hier gibt es nicht selten recht viel Kreativität.
Wenn Sie die Überschrift nun doppeldeutig verstanden haben, haben sie sie richtig verstanden: Einmal kann die Betonung auf dem letzten („haben“), einmal auf dem vorletzten Wort („gern“) liegen. Beides stimmt irgendwie…
Möchten Sie zum Thema „Probleme“ gern arbeiten? Dann können Sie hier ganz einfach einen Termin anfragen:
(Original vom 27.12.2013)