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Unser Selbstwertgefühl – eine einfache Formel

Ich versprach eine Formel für unser Selbstwertgefühl. Bisher habe ich zum Thema „Selbstbild und Fremdbild“ folgendes ausgeführt:

1) Wir entwickeln unser Selbstbild und gleichen dies auch weiterhin mit Reaktionen auf uns ab.

2) Wir entwickeln aufbauend ein Selbstkonzept, als Surrogat aus fremden und unseren eigenen Ansprüchen und Erwartungen.

 

Doch wie hängt das nun mit unserem „Selbstwertgefühl“ zusammen?

Die deutsche Sprache hilft uns, wie so oft in diesem Philosophenland: Es ist wohl eher ein Gefühl, so wie ein „Stuhlbein“ auch eher ein Bein ist. Doch ich versprach eine Formel. Und hier ist sie:

Selbstwertgefühl = Selbstkonzept – Ich-Ideal

Natürlich ist das etwas vereinfachend. Aber auch recht stimmig: Je näher das Ich-Ideal (das gerinnen kann zu inneren, eigenen Ansprüchen) an den [auch Feedbacks zu den] eigenen Erfolgen liegt, desto stabiler ist das Selbstwertgefühl. Das Konzept ist mit dem Ansatz von Higgins Selbstdiskrepanz (’self-discrepancy‘) durchaus verwandt.

 

Glaubenssätze und Metakongnitionen

Entscheidend für mich ist nun aber, dass wir unseren Selbstwert selbst bestimmen [können] – und dies besser nicht durch Absenken der „Ansprüche“, sondern durch Neudefinieren des „Selbstbildes“. Vielleicht mag ich Sie auch nicht einfach so mit einer Formel ziehen lassen.

Das, was ich nämlich bisher nicht über unser „Selbstbild“ ausführte (allerdings in dem Artikel über das „Behalten von Problemen„), ist der Aspekt, dass wir unser Selbstbild „selbst bilden“. Sie kennen diese Geschichten, vom „Aufhören wollen mit dem Rauchen“ (was uns immer daran gehindert hat, gesünder zu leben) oder über die schlechte Kindheit, die wir hatten (was uns eventuell bis heute daran hindert, selbst Verantwortung für eine eigene Familie zu übernehmen), etc.

Ich will Niemandem zu nahe treten (auch mir selbst nicht). Aber die Geschichten, die wir erzählen von unserer Vergangenheit, [sollen] erklären, warum wir so sind, wie wir sind. Und das bedeutet ebenso:

 

Unsere Vergangenheit ist für uns so, wie die Geschichten, die wir über sie erzählen

Die Schamanen am Amazonas (nach Schilderung des medizinischen Anthropologen Alberto Villoldo) gehen davon aus, dass es gar keine Vergangenheit gibt. Es gibt nur das, was wir über sie erzählen, wie ein Abbild unserer Seele. Es geht nicht darum, welches Ereignis uns eventuell traumatisiert oder erfreut hat. Sondern darum, wie wir es weiterhin (vor uns selbst) erzählen. Die Amazonas-Schamanen sagen gemäß Villoldos Schilderung als Antwort zu leidvoll beschriebenen Problemen bzw Vorkommnissen also: „Dann ändere Deine Vergangenheit.“