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„Mit Deinen Wünschen setzt Du Dir selbst Grenzen“

Dies ist eine kulturell weit verbreitete, alte Weisheit, die heute gern in die spirituelle Ecke geschoben wird. Ich könnte sagen aufgrund unserer ebenfalls weit verbreiteten, gesellschaftlichen Struktur. Doch finden wir Verbindungen zu diesem schönen Sinnspruch in allen Traditionen.

Eine der zentralen Lehren des Buddhismus etwa sind die Vier Edlen Wahrheiten, und die zweite dieser Wahrheiten besagt, dass unser Leiden Dukkha durch unser Verlangen oder die Begierde Tanha entsteht. Wenn wir demnach also lernten, unser Verlangen zu überwinden, können wir nach buddhistischer Lehre unser Leiden beenden und den Zustand des „Nirvana“ erreichen.

Die stoische Philosophie lehrt uns ebenfalls, dass unser Glück Eudaimonia darin besteht, in Übereinstimmung mit der Natur zu leben und sich nur auf das zu konzentrieren, was unserer eigenen Kontrolle unterliegt. Unser Streben nach Dingen, die außerhalb unserer persönlichen Kontrolle liegen, könne uns nur Leiden bringen.

Im Tao Te Ching, einer der wichtigsten Texte des Taoismus, wird auch darauf hingewiesen, dass das Verlangen uns von der natürlichen Ordnung des Tao entfernen kann. Wenn wir lernten, unser eigenes Verlangen loszulassen, dann könnten wir im Einklang mit dem Tao leben und wahres Glück und Frieden finden.

Und auch in der Bibel gibt es gleich mehrere Verse, die vor den Gefahren des Verlangens und der Gier warnen. Die Suchmaschine spuckt hierzu zum Beispiel den Vers Lukas 12:15 aus: „Nehmt euch in acht und hütet euch vor aller Gier; denn nicht im Überfluss des Besitzes liegt das Leben eines Menschen.“

All diese weiltweiten Traditionen und Texte legen nahe, dass das Streben durch unsere Wünsche und Begierden uns Allen oft mehr schadet als nutzt. Der große Gegenspieler ist die Bescheidenheit und eine (wieder zu erlernende) Dankbarkeit für all das, was wir haben. Den Wert der Einfachheit und Bescheidenheit also zu erkennen.

 

Bescheidenheit mal ganz persönlich

Dass wir uns mit unseren Wünschen also selbst Grenzen setzen, wirkt im ersten Moment vielleicht etwas paradox. Weil wir oft die menschliche Tendenz besitzen, grundsätzlich nach mehr zu streben (abgesehen von der Absicherung unserer Grundbedürfnisse natürlich). Das bedeutet also immer weiteres Streben nach mehr Geld, mehr Besitz, mehr Anerkennung, mehr Liebe.

Diese Wünsche sind im Grunde eine Reflexion unserer Ängste bzw. unserer Unsicherheiten zu unserer Existenz – im „Hier und Jetzt“, auf diesem Planeten. Das Ganze verbunden mit einem erhöhten, persönlichen Bedürfnis nach „Absicherung“ und/oder auch Bestätigung von außen.

Indem wir uns nach bestimmten Dingen sehnen, setzen wir uns selbst Grenzen. Wir binden uns an entsprechend bestimmte Erwartungen und Bedingungen für das Glücksgefühl und unsere Zufriedenheit. Wir denken dann „ich kann nur dann glücklich sein, wenn ich dieses oder jenes erreiche.“ Und dadurch begrenzen wir unser eigenes Potenzial für Freude und Glück. Wir schließen Alles aus, was wir nicht kennen. So wie ja jede Entscheidung nichts anderes als Komplexitätsreduktion ist, entscheiden wir uns auch hier und reduzieren das Potenzial. Die Positive Psychotherapie um Martin Seligmann zeigt hingegen, dass Altruismus das am längsten anhaltende Glücksgefühl erzeugt – und alles Extrinsische, das oft in Wünschen repräsentiert ist, nur ein sehr kurzes Glücksgefühl.

 

Wir übersehen mit den meisten Wünschen das Wesentliche

Zudem können wir, wenn wir uns auf unsere Wünsche konzentrieren, den Wert und „die Schönheit“ des gegenwärtigen Moments übersehen. Wir können dann so sehr auf eine Zukunft fixiert sein, dass wir das „Hier und Jetzt“ nicht wahrnehmen. Im übrigen: Auch der ständige Blick auf’s Smartphone drückt das übertragen aus – „wer hat mir geschrieben“, „wer hat was gepostet“ etc, bedeutet übertragen ‚welche nahe, weitere Entwicklung für Zukunftsmöglichkeiten gibt es?’…  Das kann dazu führen, dass wir nicht präsent und zufrieden in unserem aktuellen Leben sind.

Das bedeutet nicht, dass wir aufhören sollten, überhaupt Ziele zu haben oder nach Wachstum und Verbesserung zu streben. Es geht eher darum, unsere Ziele und Wünsche in einem gesunden Kontext zu sehen. Und sie nicht als Bedingung für unser Glück zu sehen, unsere Zufriedenheit also nicht nur von ihrer Erfüllung abhängig zu machen.

 

Loslassen unserer Wünsche als Kraft

Wenn wir unsere Wünsche loslassen könnten, oder zumindest es schaffen, ihren Einfluss auf unser Wohlbefinden zu minimieren, dann können wir demnach mehr innere Freiheit und tiefere Zufriedenheit finden, auch unabhängiger von äußeren Umständen.

Dies ist ein zentraler Aspekt vieler philosophischen und spirituellen Lehren.

 

Und bei Dir?

Du kannst ja gern mal für Dich grundsätzlich darüber nachdenken:

  • was Deine Wünsche bei Dir so ausdrücken
  • wohin sie Dich in der Regel hingeführt haben
  • ob sie Dir Möglichkeiten erweitern oder nicht